Geschichten um „Die Mühle“
Geschichte ohne Ende
Zweifellos gelingen die Mühlensommer immer abwechslungsreicher und perfekter. Zum Sommerende jedoch folgt stets die Phase des Rückblicks, der Besinnung. Beachtlich ist die Liste der Ausstellungen und Veranstaltungen. Die Bilder der Vereinsmitglieder sind in Galerien, Gaststätten und Geschäftsräumen zu sehen. Das bisher größte Projekt, ihr erstes Wandbild (Mural) an einer Giebelwand in der Schicklerstraße, zeugt von gewachsenem Selbstvertrauen. Die Holzwürmer hinterließen ihre Spuren auf dem Spielplatz Ammonpark und in der 5. Grundschule. Nach dem Konzept von Hans Jörg Rafalski und unter Einbeziehung der Schüler wurden Korridore und Klassenräume dieser Schule neu gestaltet. Beachtlich ist auch der künstlerische Fortschritt vieler Mühlenmaler. Altmitglieder, wie Matthias Schwarz, perfektionieren ihre individuelle Handschrift, Andreas Bogdain zerlegt seine Farben zu Regenbogen oder seziert seine Motive kubistisch.
Neue Mitglieder wie Olaf Possin, Reinhard Wienke, Nico Taubner und Micky Weimann bereichern das Repertoire der Gruppe (Neue) Malerei um neue Facetten.
In jedem Herbst tragen die Vereinsmitglieder eine reiche Ernte in Form von seitenlangen Besucherstatistiken, großzügigen Fördermitteln von Stadt und Kreis sowie neuen Ideen und Projekten ein. Dennoch träumt so mancher Künstler vom beschaulichen Aquarellieren am verträumten Teich und vom hemdsärmeligen Hämmern an hölzernen Skulpturen. Mit Wehmut erinnert man sich der wildromantischen Anfangszeit der Mühle, wenn das Räderwerk von Organisation und Vereinsverwaltung an den Kräften und am Zeitbudget der Laienkünstler zehrt. Ist es die neue Zeit, die da mit astronomischer Geschwindigkeit durch die Mühle braust oder ist es die eigene Unrast, die Gier nach immer neuer Anerkennung?
Noch sind nicht alle Pläne verwirklicht, nicht alle Räume nutzbar. Aber wie einst die Maschinen in der Mühle dröhnten, hört man heute das Surren der Drechselbänke und das Klopfen der Bildhauerschlägel. Wieder glühen irdene Töpfe im Brennofen, diesmal aber ohne beinernen Inhalt. Wo einst Korn gemahlen wurde, malen heute die Mühlenkünstler Bilder. Und manchen Eberswalder zieht es wieder zum Zainhammer, um Ausstellungen zu betrachten, Konzerten zu lauschen oder um Freunde zu treffen.
Die alte Mühle ist noch einmal erwacht. In den Träumen und Plänen der neuen Mühlenbenutzer steht ihr eine weitere Blütezeit bevor. Einbezogen in den Wanderweg zwischen Forstbotanischem Garten und Tierpark könnte die „Kaffeemühle“ zur Rast am Zainhammerteich oder am Kunstobjekt einladen. Lesungen und Konzerte könnten Jung und Alt in die Zainhammer-Galerie locken. Das derzeit fußbodenlose Sommeratelier könnte reisenden Künstlern als Arbeitsplatz dienen…
Solche Vorhaben sind aber nur gemeinsam mit Eigentümern der Mühle, Stadt- und Kreisverwaltung und durch Unterstützung der Eberswalder zu verwirklichen. Die Verwaltungen signalisieren ihre Bereitschaft, die Bürger zeigen reges Interesse und erste Verbindungen zu den Besitzern des Zainhammers sind geknüpft. Die Frage, ob die von den Holzwürmern und Malern begonnene Arbeit der Anfang eines neuen Zainhammers oder das letzte Aufbäumen vor dem endgültigen Ende der Mühle ist, bleibt weiterhin offen.