Ausflug „Über die Schulter geschaut“

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Unser erstes Reiseziel war der Urticahof von Constanze und Oliver Büxler (www.urticahof.de). Die Fahrt führte von Eberswalde über Tiefensee, Prötzel und Mögelin nach Batzlow. Fast alle dieser Ortsnamen finden sich auch in Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Einige Gutshäuser und Kirchen am Wegesrand hatte er also damals auch gesehen. Textzitate aus diesem Buch erinnerten im Vorbeifahren an Feldmarschall Sparr, Albrecht Daniel Thaer oder an die Sage vom Blumenthal.

Constanze zeigte uns in ihrer Schauwerkstatt alte textile Handwerkstechniken. Zunächst müssen die Naturfasern mit der Handspindel oder dem Spinnrad zu einem Faden gesponnen werden. Jeder der es ausprobierte, erlebte, wie viel Fingerspitzengefühl beim Verziehen der Wolle und Drehen des Fadens notwendig sind. Danach erklärte Constanze die Einrichtung des historischen Webstuhls, ein überraschend komplizierter Prozess. Anschaulich erfuhren wir, wie die Kette geschärt, als Kettenzopf vom Rahmen abgenommen, auf den Kettbaum aufgewickelt und zum Warenbaum geführt wird. Schließlich läuft jeder Kettfaden durch ein Auge in einer Litze. Die Litzen werden durch zwei Schäfte gehoben oder gesenkt. Plötzlich sah alles ganz einfach aus. Constanze trat auf ein Pedal und das Webfach öffnete sich. Sie zog an einer Schnur und das Schiffchen mit dem Schussfaden saust von links nach rechts. Und dann von rechts nach links und so weiter und so fort. Vor dem Warenbaum entstand Faden für Faden das Gewebe. Kunst kommt eben von Können…

Oliver erzählte über die Geschichte des 1930 erbauten Hofes und über die Sanierung mit Eigenmitteln, mit der Hilfe von Freunden und mit viel eigenem Fleiß. Bei einem Rundgang über das Grundstück erfuhren wir, wie einfach angewandte Ökologie sein kann. Eigentlich genügt es Gewohntes nicht zu tun: Wildkräuter nicht überall abzumähen, heimische Gehölze nicht auszureißen, Totholz nicht zu beseitigen oder Steinhaufen nicht zu planieren. So entstehen fast von selbst Wohnraum und Nahrung für Insekten, Reptilien und Vögel.

Nach einem Picknick im Hof fuhren wir zur bereits 1398 erstmals schriftlich erwähnten und inzwischen denkmalgeschützten Wassermühle nach Worin (www.woriner-wassermuehle.de/). Im Gegensatz zu unserer Zainhammermühle ist ihre technische Ausstattung noch vollständig erhaltenen. Sie hat noch bis 1970 geschrotet. Jetzt klappert die Woriner Mühle nicht mehr. Einerseits, weil der Mühlenbach, die Lösnitz, verlegt wurde. Zum anderen lässt sich die Technik im Stillstand besser erhalten. Der Schwiegersohn des letzten Müllers führet uns duch die Mühle. Sie hat drei Arbeitsebenen, die durch Stock- und Steckengetriebe sowie Wellen und Transmissionen, durch Schächte und Schnecken miteinander verbunden sind. Diese faszinierenden technischen Details ließen uns staunen, fotografieren und fachsimpeln.

Bei Kaffee und Kuchen tauschten die Mitglieder beider Vereine Erfahrungen aus. Der Verein „Wassermühle Worin e. V.“ wurde 1992 gegründet. Die ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder haben die dörfliche Wassermühle erhalten und ausgebaut. Das kleine aber feine Museum zeigt auch Ausstellungen zum ländlichen Wohnen und Leben und Werke von Künstlern. Das gesamte Mühlen-Ensemble ist ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in Worin geworden.